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#1 11.01.2021 16:31

Ralf
Gast

Palmen im Norden

Liebe Freilandpalmen-Fans,

da mir dieses Forum in den letzten Jahren oft Hilfestellungen bei meinen ausgepflanzten Palmen gegeben hat möchte ich nun mal berichten, wie es hier in Niedersachsen mit Palmen im Freiland funktioniert.
Meine ersten sechs Hanfpalmen, darunter auch ein Exemplar mit 160 cm Stammlänge, hatte ich 2007 in unserem Garten in Braunschweig ausgepflanzt. Ich hatte anfangs den Anspruch, gar keinen Winterschutz zu betreiben. Die Palmen sollten einfach ganz natürlich eigenständig überleben. Gut, absoluter Anfängerfehler. Anfangs lief alles prima, Hanfpalmen und eine kleine Jubaea wuchsen prächtig vor der Südwand des Hauses. Im Winter 2009/2010 dann das böse Erwachen. Eine einzige Nacht mit - 22°C zerstörte alle Palmenträume. Der ganze Garten roch am nächsten Morgen nach Spinat und die Wedel waren nur noch grüner Matsch. Ein Bild, dass man nicht mehr vergisst. Keine Palme hatte diese Nacht überlebt. Alle Speere ließen sich wenig später ziehen und im Frühjahr schob nichts nach. Ein herber Rückschlag. Erst wollte ich nie wieder Palmen, doch dann erblickte ich durch Zufall im Sommer 2010 eine wunderschöne Trachy mit 150 cm Stammlänge und prächtiger Krone bei der Metro und konnte einfach nicht widerstehen. Ich versenkte den Topf in einem größeren eingegrabenen Übertopf mit Drainage und holte sie im Winter in einen kühlen frostfreien Raum. Doch nach zwei Wintern und kräftigem Zuwachs passte sie nicht mehr hinein, die vertikalen Speere kamen gegen die Decke! Was nun? Ich warf alle meine anfänglichen Ansprüche über Bord, pflanzte sie wider besseren Wissens und in meiner Not im Herbst (!!!) aus und schützte sie nun doch im Winter mit einer Fleece-Haube über einem Holzgerüst. Dieses "Zelt" temperierte ich in Frostperioden mit etlichen Dauerbrandkerzen (5-8 °C mehr als in der Umgebung!). In den folgenden Jahren kamen mehrere weitere Trachies hinzu, sowohl T. fortunei (2,2 m Stamm) als auch T. wagnerianus (1,7 m Stamm). Parallel pflanzte ich eine Rapidophyllum hystrix, eine Jubaea chilensis, mehrere größere Yuccas (Yucca rostrata, Yucca faxoniana, Yucca linearifolia), eine Trithrinax campestris, eine 20 Jahre alte Chamaerops humilis, eine Chamaerops humilis cerifera (ca. 50 cm Stamm) und eine Vulcano-Chamaerops. Die Yuccas bekommen ab November seitlich offene Gestellte mit horizontalen Plexiglasplatten als winterlichen Regenschutz, die Palmen bekommen stets Holzgestelle mit zeltartigen Fleecehauben - ein irrer Aufwand, der sich aber lohnt. Die Rapidophyllum (Nadelpalme) bleibt ohne Schutz, steht aber dicht an der Südhauswand. Irgendwann vor Jahren begann ich im Sommer mehr zu gießen, begann auch regelmäßig mit Palmendünger zu düngen. Das Ergebnis waren enorme Wachstumsschübe, zumindest für unser norddeutsches Klima. Erstaunlicherweise freuen sich selbst die Yuccas über sommerliche Wasser- und Düngergaben, aber wir haben hier auch recht trockenen und reinen Sandboden in der Tiefe. Im Sommer 2019 konnte ich frische Hanfpalmensaat aus Orta San Julio in Norditalien mitbringen und an unterschiedlichen Stellen im Garten aussäen. Der Erfolg war enorm. Bereits im Winter (!!!) 2019/2020 keimten überall kleine Palmen, in Beeten, an der Hauswand, am Zaun. Bin nun sehr gespannt, wie sich das Experiment weiter entwickelt. Übrigens hatte ich im Winter 2019/2020 auch bei den großen Palmen keinerlei Winterschutz errichtet, der Winter war so mild. Lediglich eine japanische Faserbanane wurde mit Eichenlaub und Kaninchendraht geschützt. Gefährlich scheinen mir auch insbesondere Dauerfrostperioden, selbst wenn es nur wenige Grade unter Null sind. Bei unserem trockenen Boden muss man manchmal sogar im Winter gießen. Inzwischen sieht unser Garten zwar nicht mediterran aus, sondern aufgrund alten Baumbestandes eher nach einem üppigen Tropengarten, ähnlich wie die Gärten in Cornwall. Diverse Bambusarten unterstützen diesen Eindruck. Übrigens gedeihen viele Palmen tatsächlich auch sehr gut im Halbschatten, manchmal vielleicht sogar besser, ohne zu vergeilen. Hanfpalmen brauchen keine 12 Stunden Sonne, schon in Mittel- und Süditalien ist es ihnen zu heiß. Ich spreche aber von Halbschatten, wohlgemerkt kein Kernschatten. Das konnte ich in Norditalien ebenso wie bei uns in Braunschweig beobachten. Und auch eine grüne Cordyline, die seit mehreren Jahren ausgepflanzt ist, schlägt sich hier wacker. Sie fror zwar auch schon mal im Winter ganz zurück (ohne Winterschutz!), trieb aber im nächsten Frühjahr schneller und mehr denn je wieder aus. Wichtig für ein erfolgreiches Auspflanzen ist m. M. nach besonders das Mikroklima.
So, das soll reichen. Ich wollte nur anderen Palmenfreaks in meiner Klimazone Mut machen, es ebenfalls zu versuchen. Man wächst an seinen Palmen.

#2 12.01.2021 16:11

flow
Senior-Mitglied
Registriert: 05.06.2013
Beiträge: 1.116

Re: Palmen im Norden

Hallo Ralf
Vorneweg: das hier ist nicht gerade das bestbesuchteste Forum. Mach dir keine Gedanken, wenn es nicht allzu viele Reaktionen gibt.
Zweitens: Vielen Dank für deinen Bericht. Du hast die wertvolle, wenn auch schmerzhafte Erfahrung von wirklich kalten Wintern gemacht. Heute sind viele Leute leichtsinnig. Und wenn man sie darauf hinweist, dass jederzeit ein richtiger Winter kommen kann, sind alle eingeschnappt (vor allem auf fb).

Über ein paar Fotos würden wir uns freuen. Als Gast musst du dafür aber einen externen Bildspeicherdienst verwenden.
LG Flo

Beitrag geändert von flow (12.01.2021 16:11)


Solothurn, 443 M.ü.M. Zone tD? / 7a?  - Sobre todo aprendan y no olviden que la vida se construye en sueños y se materializa con amor. -

Offline

#3 12.01.2021 16:21

Ralf
Gast

Re: Palmen im Norden

Hallo flow,

danke, ich mache mir aber keine Gedanken wegen mangelnder Reaktionen. :-) Ich hatte ja auch keine Frage gestellt, somit kann ich auch kaum auf Antworten hoffen.
Das Einstellen von Bildern hat bislang leider nicht geklappt.

LG
Ralf

#4 12.01.2021 16:32

Ralf
Gast

Re: Palmen im Norden

Sorry, Flo natürlich und NICHT flow! :-)

#5 13.01.2021 09:39

Palmenhain_z
Senior-Mitglied
Ort: Region Hannover (Hänigsen)
Registriert: 16.11.2013
Beiträge: 3.732

Re: Palmen im Norden

Hallo Ralf !

Ich wohne in Hänigsen etwa 20 km von Braunschweig entfernt.

Meine erste ausgepflanzte Hanfpalme ( ..gepflanzt 2002 ! ) selbst die 3 sehr kalten Winter 2009 bis 2011 fast
ohne Winterschutz überlebt .
Allerdings bei totalem Wedelverlust,doch trieb sie jeweils immen wieder neu aus.
Danach waren die winter bis jetzt ja kaum unter minus 12° C und der letzte , mal gerade eine nacht mit minus 6° C .

Voe 3 Jahren habe ich dann noch 3 "neue" gepflanzt.Bisher nur mit Wurzelschutz und sie gedeihen prächtig !


....liebe Grüße ! ..und ein paar Fotos    cool

     


          CIMG0012.jpg


            CIMG4365.jpg



             CIMG4357.jpg

                   ...........vor eineinhalb Jahren....

               CIMG0271.jpg


                   .....................und actuelles Foto von Heute !  (..ist leider gerade verdammt grau und dunkel ! )    neutral



                       lol

Beitrag geändert von Palmenhain_z (13.01.2021 09:59)


Klimazone t D  ( 7b )    45m über NN .
Themperatur minimum   -21° C ( ...kommt selten vor )   maximum  38,5 ° C .

Si no hay cafe' para todos, no habra para nadie !

                                            Servus ..wünscht Euch der  ( Palmen )    -    HEINZ  !

Offline

#6 13.01.2021 11:59

schmidtrene
Mitglied
Registriert: 09.03.2016
Beiträge: 326

Re: Palmen im Norden

Hallo Palmenhain_z,

wie groß war denn die große 2002? Die sieht toll aus.

viele Grüße
Rene

Offline

#7 13.01.2021 15:27

Palmenhain_z
Senior-Mitglied
Ort: Region Hannover (Hänigsen)
Registriert: 16.11.2013
Beiträge: 3.732

Re: Palmen im Norden

Hallo Rene !

2002 hatte "sie" eine Stammhöhe von 80cm .     wink      neutral


                          CIMG1267.jpeg

                     ......das isse` 2002 !!!        cool

Beitrag geändert von Palmenhain_z (13.01.2021 15:44)


Klimazone t D  ( 7b )    45m über NN .
Themperatur minimum   -21° C ( ...kommt selten vor )   maximum  38,5 ° C .

Si no hay cafe' para todos, no habra para nadie !

                                            Servus ..wünscht Euch der  ( Palmen )    -    HEINZ  !

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#8 13.01.2021 15:32

schmidtrene
Mitglied
Registriert: 09.03.2016
Beiträge: 326

Re: Palmen im Norden

Ich habe meine Anfang April ausgeplanzt, dauert wohl noch ein bisschen...
viele Grüße

IMG_20200419_124002.jpg

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#9 14.01.2021 08:52

Ralf
Gast

Re: Palmen im Norden

Hallo Palmenhain_z,

vielen Dank für die bestärkende Rückmeldung.  Es zeigt deutlich, dass sich das Auspflanzen auch in unserer Region lohnen kann. Das nördliche Harzvorland hat ja prinzipiell ein relativ günstiges Klima, solange im Winter kein Ostwind weht. Daher ist wie so oft der Standort sicherlich das entscheidende Kriterium - also das Mikroklima.

Weiterhin viel Erfolg und Grüße!
Ralf

#10 18.07.2022 10:55

Ralf
Gast

Re: Palmen im Norden

Nachtrag
Inzwischen sind 1,5 Jahre vergangen. Im Februar 2021 gab es einen Polarwirbelsplit mit mehreren Tagen heftigem Dauerfrost bis -21 Grad bei uns. Eine ausgepflanzte Vulcano-Zwergpalme erfror unter ihrem Fleece, ebenso eine große Yucca faxoniana. Aber alle anderen überlebten, zum großen Teil ohne irgendwelche Schäden. Aber ich habe zahllose Dauerbrandkerzen unter den Fleecehauben verbraucht ...
Der Winter 2021/2021 war mit einigen wenigen Nächten mit -11 Grad in der Weihnachtszeit ansonsten relativ harmlos. Die großen Trachies blieben bis auf den Wurzelschutz ungeschützt, sie wachsen kontinuierlich vor sich hin und blühten in beiden Frühjahren reichlich. Die im ersten Text erwähnten in Braunschweig im Freiland ausgesähten Trachies (die Saat stammte aus Orta San Julio in Oberitalien) leben fast alle noch und bekommen jetzt teilweise ihre ersten geteilten Blätter. Die meisten von ihnen wurden in den Wintern gar nicht geschützt, ist ja ein Experiment. Die an der Südhauswand wachsen natürlich kräftiger, aber auch die an der Nordwand und an anderen schattigen Stellen im Garten machen sich eigentlich ganz gut.
Als besonders wuchsfreudig erweisen sich bei uns grüne und blaue Zwergpalmen. Sie stellten sich auch als erstaunlich frosthart heraus. Sie wachsen unglaublich schnell und üppig. Der Bestand wurde letztes Jahr daher noch erweitert ...
Die Jubaea zeigt in diesem Jahr erstmals seit der Auspflanzung vor 3 Jahren einen nennenswerten Zuwachs. Die neuen Wedel sind noch relativ kurz, aber sehr kräftig.
Die Rhapidophyllum hystrix wächst langsam vor sich hin und hat im Frühjahr ebenfalls geblüht.
Xucca rostrata und Y. linearifolia wachsen sehr gut. Im Winter bekommen sie einen Regenschutz aus Plexiglasplatten, und Tannenzweige als Wurzelschutz.
Dieses Jahr "musste" ich weitere Palmen auspflanzen, weil der "Kindergarten" aus getopften Sämlingen und Jungpalmen langsam zu groß wurde. Die größten Kids wandern dann jeweils ins Freiland in die Auspflanzung. Das waren weitere Trachycarpus fortunei, Trachycarpus wagnerianus, eine Brahea armata (mal sehen ...) und eine Trachycarpus princeps. Die Auspflanzung im März haben sie gut überstanden, alle schieben kontinuierlich Wedel.

Zusammenfassend kann ich nur sagen, alles im grünen Bereich!  smile  Im südlichen Niedersachsen kann ich die Auspflanzung nur empfehlen, aber düngen, gießen und schützen muss man natürlich schon, um kräftige Palmen zu bekommen.

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